Bilder der Globalisierung – ‘cognitive visioning’ und Begegnungen mit dem Unübersehbaren [talk]

 :: talk/presentation | IMAGE MATCH @ Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften |  100610_vortrag auf dem V. Jungen Forum für Bildwissenschaft 2010 – ‘IMAGE MATCH. Visueller Transfer, »imagescapes« und Intervisualität in globalen Bildkulturen’ (9.-11.6.2010) #









abstract

Gemeinhin wird von einer ‘Krise der Repräsentation’ ausgegangen, die sich gleichermaßen in den Diskursen der Erkenntnistheorie/n widerspiegelt als auch im vormals Wirklichkeit versichernden Bereich dokumentarischer Bildproduktion. Die ‘Family of Man’, wie sie in Edward Steichens gleichnamiger Ausstellung am MoMa 1952 präsentiert wurde, ist zerbrochen – mitsamt ihrem Verständnis der universellen Repräsentatierbarkeit. Die Internationalisierung von Vergesellschaftung in Form der ‘Globalisierung’ erscheint – wie verschiedene Diskurse konstatiert haben – per se als phänomenal unüberschaubarer Gesamtzusammenhang, ein Netzwerk von ‘flows’ und ‘immateriellen’ Beziehungssystemen, die eine übersehbare Totalität darstellen. Dieser entspricht eine globalisierte, scheinbar fragmentarische Lebenswelt mit neuen Arten der Sicht- und Unsichtbarkeit.Entlang verschiedener Autoren-Projekte, die vor diesem Hintergrund den expliziten Versuch unternehmen ‘Globalisierung’ abzubilden, sollen exemplarisch dokumentarische Ansätze untersucht werden, die den Versuch unternehmen diese visuell zu ‘treffen’ – also: phänomenale Lebenswelten des globalisierten Kapitalismus in seinen Profilen und Konfigurationen sichtbar zu erfassen und im Sinne einer ästhetisch-praktischen ‘okkularisierten Epistemologie’ zu charakterisieren.Ausgehend vom Begriff des cognitive mapping (Jameson u.a.) sollen die entstehenden Bild(-Text)-Sets durch das Konzept des cognitive visioning verstanden werden, das in der neueren fotografischen wie videografischen Praxis einen Versuch darstellt eine der postmodernen Gesellschaftlichkeit entsprechende ästhetische und repräsentierende Form zwischen Abbildung und mapping zu finden.Angesichts der vielfach destruktiven sozio-kulturellen Implikationen kapitalistischer Globalisierung ist das cognitive visioning Teil der Anstrengung ‘das Soziale neu zu versammeln’ (Latour) und in neuen bildlichen Grammatiken zu ‘erfassen’. Gegenstand bzw. Motiv dieser visuellen Mosaike und dieser kognitiven Bild-Text Collagen sind neben den neuen Spezifitäten von globalisierter Lokalität und ihrer Sozio-Kulturen bestimmte raumstrukturierende Infrastrukturen (Callhoun u.a.) und die (dys-)funktionalen service environments (McLuhan), die die heutige Form der Gesellschaftsproduktion begleiten.Entlang der Bildprojekte sollen auch Fragen nach der (neuen) Bedeutung von Anschauung und Auffassung, Positonierung, ‘Remedialisierung’ (Bolter/Grusin) und dem ‘geopolitisch Unbewussten’ (Jameson) für diese Formen der dokumentarischen Bildproduktion gestellt werden. Zurückgegriffen wird auch auf Ansätze einer sich methodisch verstehenden ‘kritischen Phänomenologie’ (Blumenberg u.a.), In einem problematisierenden Ausblick wird dabei auch die Frage nach der Relevanz und dem ‘Bedeutungsimport’ der je spezifischen (Nicht-)Einbindung der Bildautoren in das Abgebildete, also ihrer Form der ‘Begegnung’ mit ‘der Globalisierung’ (als selbstgestelltem Sujet), gestellt.* Angesprochen werden Arbeiten von Allan Sekula, Vincent Fournier, der Bildagentur ‘Ostkreuz’, Chantal Akerman, Ursula Biemann, Vicky Funari/Sergio De La Torre, u.a..
Die Präsentation selbst erfolgt in Form eines dynamischen mappings und veranschaulicht die Grundthese.