IMAGE MATCH - Junges Forum für Bildwissenschaft V. [event/project]

:: konzeption – organisation – moderation | gemeinsam mit Martina Baleva u. Ingeborg Reichle | @ Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften | 9. – 11. Juni 2010



Junges Forum für Bildwissenschaft > – 2010:
IMAGE MATCH Visueller Transfer, »Imagescapes« und InterVisualität in globalen Bildkulturen
Tagung im Rahmen der IAG Bildkulturen> an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften> | 9. – 11. Juni 2010

Wissenschaftliche Konzeption und Organisation: Martina Baleva, Ingeborg Reichle> und Oliver Lerone Schultz
– Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Bildkulturen« –




(i): Grafik:Gabriel S. Moses : gabsmoses.com>
Design: Martina Heckel : besseresdesign.de>
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Im Zuge der Globalisierung geraten Bilder gegenwärtig mitsamt den sie tragen- den kulturen in neuer und massenhafter Weise in Bewegung: Bilder werden Teil transnationaler und transregionaler Migration, fließen millionenfach durch neue globale Kommunikationskanäle, sind gebunden an neue Perspektivitäten, an Vektoren und Beweglichkeiten – und fusionieren ununterbrochen zwischen sozio-kulturellen Domänen, Teilkulturen oder vormals separierten Bedeutungsräumen. Bilder und visuelle Ensembles werden in der Folge vermehrt zu Trägern, »Orten« oder auch symptomatischen Indizes kultureller Austausch-Bewegungen. Schon ist stellenweise von »flowing images« die Rede.
In diesen von jeher bedeutsamen Bewegungen der Bilder und Bildkulturen entstehen nicht nur neue Bildformen, sondern darüber hinaus auch »third spaces« (Homi Bhabha, Edward Soja) von Bildern in den Transferräumen – d.h. neue, reale und virtuelle Bildarchive, Bildmärkte und visuelle Bühnen. Mit ihnen formen sich spezifische transkulturelle Bildensembles und neue Interpretationsgemeinschaften im Sinne von Bildkulturen, in denen diese vielfältigen visuellen und ikonischen Begegnungen kultiviert, enkulturiert oder verhandelt werden. Einzelne Bildkulturen lassen sich inhärent nur in ihren kulturellen Übertragungen von einem Bildraum in den anderen deuten. Aber auch »traditionelle« Bildkulturen der sogenannten Hochkultur und die tradierten Bildmedien sind in ihren visuellen Referenzen oft nur durch ihre Übertragungen aus anderen Bildbeständen zu verstehen.
»IMAGE MATCH« stellt die Frage nach den Neubestimmungen einer Bildwissenschaft unter den Bedingungen der massenhaften und mitunter bewusst bzw. reflexiv stattfindenden Bildtransfers zwischen bestehenden Bildkulturen. Fokussiert werden sollen dabei neu entstehende Gleichzeitigkeiten und Verkoppelungen zwischen kulturellem und bildlichem Raum und damit zwischen unterschiedlichen, sich jedoch ergänzenden Perspektiven des praktischen Sehens. Inwieweit muss die idee der kulturellen (Bild-)Produktion bspw. von der Dublette »making« und »matching« (McLuhan) um ein »mixing« ergänzt werden? Was ist, wenn Bilder – und Medien überhaupt – Zeit und Raum nicht überwinden, sondern kulturelle Akteure und Bedeutungsräume vielmehr verflechten? Was bedeuten Bilder gerade im Austausch – in oder nach einem anspruchsvollen Transfer? welche Art von »Frames« bestimmen Bilder, die die Rahmen einer Kultur überschreiten, um sich behaftet mit den Spuren ihres Ur-Sprungs in neue kulturelle Bedeutungsräume einzuzeichnen? Wie bestimmen sich kulturelle und bildliche Perspektivenübernahmen gegenseitig bzw. inwieweit sind sie überhaupt unterscheidbar? Gefragt wird nach den damit einhergehenden und neu entstehenden hybriden kulturellen Bildpraktiken und Bildsystematiken sowie nach dem Einfluss auf den Status je bestehender »alter«, etablierter Bilddomänen – also auch nach der historischen Entwicklung und Veränderung von Bildkognition selbst.

_ Bild-Bedeutung im Transfer

»Transfer« wird heute eine zunehmend durchgängige größe allgemeiner Lebenserfahrung und -praxis für ganz unterschiedliche Gruppen von Akteuren und einer umfassend sich geltend machenden Realität der neuen Informations- und Kommunikationsverhältnisse: Soziale Netzwerke, weltumspannende Imagepools, neue Verfügbarkeiten von Kommunikationskanälen, wachsende Multidimensionale Mobilitäten, globale kulturelle Märkte. Als Topos wie auch als anspruchsvolle methodische Herausforderung an einen rein kulturvergleichenden und kompa- ratistischen Zugriff wird »Transfer« bereits seit längerem in den Literaturwissenschaften verhandelt. Ähnliches zeichnet sich in Begriffen wie »Intervisualität« oder »Interikonizität« für die Bildwissenschaften und das Verständnis von »Bildkulturen« ab. »Blickwechsel« und »Perspektivenübernahme« sowie komplexere kulturelle Prozesse wie die des Lernens, des Dialogs oder der Empathie kommen hier ebenso neu ins Spiel und die Bestimmung von »Kultur« überhaupt muss eventuell neu verhandelt werden.

_ »Intervisualität«, »Imagescapes« und die Eigenwertigkeiten neuer Bild-Kulturen

In reflexiven Bildprozessen – von denen man in Zeiten eines millionenfachen Gebrauchs von Bildern und einer Massenkultur der Bildproduktion und -rezeption ausgehen muss – finden an den verschiedenartigsten kulturellen Übergangsstellen Bildtransfers statt, in deren Vollzug sich die Akteure bewusst mit verschiedenen Formen von Bildlichkeit auseinandersetzen. Wo von »user-generated content«, sozialen Netzwerken und Partizipationskulturen die Rede ist, müssen im Sinne eines emphatischen und expliziten Bildgebrauchs auch Kulturen des Transfers angenommen werden, in denen sich Taktiken, Strategien und operative Kulturen ausbilden – auch als Auseinandersetzung mit den übernommenen Bildern und deren heterogener Kulturalität.

_ Re-Positionierungen im »Rahmen« von Bild-Transfer-Kulturen

Innerhalb der übertragenen Aneignung bestehender Bildmotive, Bildbestände und Bildrepertoires tritt mit diesen Übersetzungen von Bildwahrnehmungen und Bildhandlungen immer auch eine Repositionierung von kulturellen Subjekten in Erscheinung. Die Frage nach einer »globalen Bildkultur« erhält eine neue Konfiguration, wenn der Fundamentalperspektive der »Intertextualität« eine kulturell verstandene »Intervisualität« an die Seite gestellt wird und wenn neben die Erkenntnis von globalen »Ideascapes« oder »Mediascapes« auch die von im Austausch allererst entstehenden »Imagescapes« tritt.

_ Bildwissenschaftliche Transferleistung – auf dem Weg zu neuen Bildtheorien?

Was sind die Implikationen für eine Bildtheorie, wenn die Referenzordnungen der Bilder und ihre klassischen Bildsemiotiken im Spannungsraum des Kulturtransfers ergänzt werden durch die inhärente Bedeutsamkeit ihrer kulturellen Verweise und eine Praxis der Verknüpfung sowie des expliziten Bezugs auf heterogene Sozial- und Bedeutungsräume? So stellt sich die Frage nach der Systematik und Kultur der Bildtransfers auch in ihrer weitreichenden Bedeutung für Grammatiken, Signifikationsweisen und Semiotiken des Bildlichen selbst: ändert sich in einer globalen Transfer-Kultur Bildlichkeit selbst? Braucht eine globale Kultur, die sich als Verhandlungsraum von sich überkreuzenden und überlagernden Kulturen darstellt, eine neue Theorie, gar eine neue Methodik der Beschreibung, Analyse und Deutung des Bildlichen? inwieweit wird eine neue Terminologie für die Analyse von Bildkulturen benütigt, in denen Originalität, Authentizität, Provenienz u. ä. keine originären Werte und Bezugsgrüßen mehr sind? Oder müssen Bildsemiotiken gar grundlegend neu formuliert werden – als »cultural relations« vor dem Horizont dialogischer Methodologien?



programm

Mittwoch, 9. Juni 2010

Treffen im Archiv der Jugendkulturen e.V., Fidicinstraße 3, 10965 Berlin

_ Präsentation des Archiv der Jugendkulturen e.V. >
_ Besichtigung des Archiv der Jugendkulturen e.V., Vorstellung der Streetart-Websiten streetfiles.org >, überdose.de> und der Arbeiten von BluBlu >.
_ Urban-Art-Spaziergang mit Christoph (Archiv der Jugendkulturen) durch Berlin-Kreuzberg

(i): streetfiles | überdose | ‘blublu-bild/ols
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Donnerstag, 10. Juni 2010

Begrüßung: Martina Baleva, Ingeborg Reichle, oliver lerone schultz
Einführung: oliver lerone schultz


I – Moderation: Ingeborg Reichle

_ Markus Rautzenberg (Institut für Philosophie, FU Berlin): Inhabiting Pictures. Possessive Bildlichkeit zwischen »Einwohnung« und »Pest der Phantasmen«

_ Jacob Birken (Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe/Global Art and the Museum >): Eklektizismus als Utopie. Hyperkulturelle Aneignungen und fiktionalisierte Ikonografien

_ Benjamin Eugster (Karls Universität, Prag): Mashing Up 9/11 – die Verselbständigung audiovisueller Formen


II. – Moderation: Martina Baleva

_ Il-Tschung Lim > (NFS Bildkritik eikones >, Basel): »World-Making«. Zur Globalisierungs- und Differenzierungsdynamik durch Bilder in Ökonomie und Kunst

_ Oliver Lerone Schultz (BBAW, Berlin): Bilder der Globalisierung – »cognitive visioning« und Begegnungen mit dem Unübersehbaren #


III. – Moderation: Oliver Lerone Schultz

_ Martina Baleva (BBAW, Berlin): Das Imperium schlägt zurück. Osmanische Bildpropaganda in abendländischem Gewand

_ Jihan Radjai > (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg >): Visuelle Subversionen. Blickwechsel in der israelischen Fotografie

_ Michaela Nicole Rass (Institut für Germanistik, Universität Wien): Das Bild vom Bild. Manga: Transfer von West nach Ost und zurück



Öffentlicher Abendvortrag Einstein-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

_ Begrüßung: Ingeborg Reichle
_ Einführung: Oliver Lerone Schultz und Martina Baleva

_ Vortrag: Gabriel S. Moses >: The Con-Sequential Narrative #

_ Präsentation der Ausstellung ‘Auf dem Sprung’ > durch das Archiv der Jugendkulturen e.V.
_ Öffentlicher Empfang



Freitag, 11. Juni 2010


IV. – Moderation: Ingeborg Reichle

_ Priyanka Basu (University of Southern California): Kunstwissenschaft and the „primitive“

_ Ulf Jensen (Universität Jena/Beuys Forschungsprojekt »Parallelprozesse« >): Monument und Medium. Bildtransfer bei Joseph Beuys


V. – Moderation: Martina Baleva

_ Franziska Kümmerling (Friedrich Schiller Universität, Jena/Graduiertenakademie – »Grundlagenforschung Bild und
Wahrnehmung«): Nicht ganz gewöhnliche Bilder. Über die Ambivalenz der Zentralperspektive [nicht gehalten]


VI. – Moderation: Oliver Lerone Schultz

_ Beate Löffler (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden e.V., Dresden): Das Bild von Kirche: Rezeptionsmechanismen und Symbolverständnis im Kulturtransfer zwischen Japan und dem Westen

_ Nicole E. Stöcklmayr (Universität für angewandte Kunst, Wien): Move(ns). Zum Bildtransfer bei UN Studio

_ Anna Valentine Ullrich (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, RWTH Aachen):Bildtransfers als transkriptive Prozesse